Ein Tag im Leben von Abed Salama

Buchseite und Rezensionen zu 'Ein Tag im Leben von Abed Salama' von Thrall Nathan
3
3 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Ein Tag im Leben von Abed Salama"

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:296
Verlag: Pendragon
EAN:9783865328830

Rezensionen zu "Ein Tag im Leben von Abed Salama"

  1. Israelisch-palästinensischer Konflikt –halb Info, halb Erzählung

    Nahostkonflikt/Westjordanland – Unrecht an den Palästinensern gestern und heute – halb Info, halb Schicksale verschiedener Personen

    Ich klappe das Buch erleichtert zu; zurück bleibt bei mir ein wirrer Eindruck, so unstrukturiert, wie ich das Buch im Ganzen empfinde. Dabei lässt die Kapiteleinteilung genau wie der Titel anderes vermuten. Laut Autor ist es ein Tatsachenbericht, ein erzählendes Sachbuch. So ist es auch und weil er sich mit Quellen anscheinend viel Arbeit gemacht hat, tut es mir besonders leid, dass ich es nicht sonderlich erhellend finde.

    Dabei fängt es spannend an, mit der Erwähnung eines Schulbusunglücks, bei dem möglicherweise Abed Salams fünfjähriger Sohn Milad betroffen ist. Im folgenden soll dann seine Odysee, ihn zu finden, geschildert werden: Ein Tag im Leben von Abed Salama – wie der Titel angibt. Die letzten Sätze in diesem Prolog fragen nach der möglichen Strafe für eine Schuld Abeds.

    So erfahren wir also im folgenden seine Lebensgeschichte mit besonderem Fokus auf seinen 'Heiratsgeschichten', die ihn in meinen Augen nicht gerade sympathisch machen. Er lässt seine erste große Liebe Ghazl kommentarlos fallen, lediglich aufgrund eines einzigen Satzes seiner Schwägerin, der sich später zudem noch als Lüge herausstellt. Er heiratet überstürzt eine andere, die Ehe ist unglücklich, bringt aber vier Töchter hervor. Scheidung und erneute Heirat. So ausführlich hätte ich es nicht wissen müssen und ich sehe auch nicht, was es zum Thema des Buches beiträgt.

    Interessant ist die Beschreibung seines Wohnortes Anata, östlich von Jerusalem und überhaupt die Darstellung der Situation im Westjordanland, der Wandel von einer ländlich geprägten Gegend zu einer verstädterten unübersichtlichen Lage: Hochhäuser, Sperranlagen, Checkpoints der Israelis, was eine enorme Benachteiligung der palästinensischen Bevölkerung durch die Einschränkung ihrer Bewegungsfreiheit nach sich zieht. In einem späteren Kapitel wird ausführlich auf 'die Mauer' eingegangen, die Sperranlagen, das größte Infrastrukturprojekt Israels, gedacht als Schutz vor palästinensischen Terroranschlägen, am schwierigsten im Großraum Jerusalem. Leider ist das Ganze sehr unstrukturiert und nicht chronologisch erzählt, so dass es der Leser schwer hat, sich ein Bild zu machen.

    Wir lernen verschiedene Personen kennen, die an dem Unfall beteiligt waren oder geholfen habe, wir erfahren ihre Lebensgeschichte, immer auf dem Hintergrund des israelisch-palästinensischen Konflikts. Erst spät, in Kap. 11, wendet sich das Buch wieder Abed Salama - der eigentlich die Hauptperson hätte sein sollen - und seiner Suche nach dem Sohn zu.

    Ein wesentliches Anliegen des Buches scheint mir die Kritik an der israelischen Siedlungspolitik zu sein und den Einschränkungen, denen die palästinensische Bevölkerung durch die Sperranlagen erfährt. Das war mit ein Grund, warum nach dem Schulbus-Unfall das Chaos ausbrach und die Zuständigkeiten völlig verworren waren.

    Der Buchtitel ist irreführend, das Buch wegen zu vieler Personen und der nicht chronologischen Erzählweise, gespickt mit nicht Relevantem für den Fortgang der Geschichte, schwierig zu lesen, dazwischen sehr komprimierte Erwähnungen poliitscher Faktoren wie Oslo-Verträge, Fatah, PLO, etc.

    Es werden unglaublich viele Ortsnamen erwähnt. Dazu gibt es Karten, die aber im Buch verteilt sind und wo ich immer wieder suchen musste, welche Karte denn jetzt zum Text passt. Sehr mühsam.

    Lobend zu erwähnen ist ein nach Kapiteln geordnetes Personenverzeichnis und ausführliche Quellenangaben (Hinweise auf Bücher und Artikel in englischer Sprache, für mich nicht nachprüfbar).

    Fazit
    Weil mir nicht klar geworden ist, was die ein oder andere Hintergrundgeschichte zum Thema des Buches – wenn es denn eines gibt – beiträgt, fand ich es mühsam zu lesen. Es hat leider keinen geordneten Eindruck bei mir hinterlassen.

    Erwähnt werden muss noch, dass der amerikanische Autor Nathan Thrall mit seiner Familie in Jerusalem lebt und dass sein Buch mit dem Pulitzer-Preis in der Kategorie General Nonfiction ausgezeichnet wurde.